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Zwei klare Niederlagen zum Schluss und eine Hiobsbotschaft

Gegen Dänemark und Rumänien kassiert die Schweiz zum WM-Anschluss zwei deutliche Niederlagen. Damit beendet sie ihre erste Teilnahme an einem solchen Grossevent auf Rang 19. Noch viel mehr schmerzt in diesem Moment der Ausfall von Tabea Schmid. Die Topkreisläuferin erleidet eine schwere Knieverletzung.


Am Ende gibt es bei der ersten WM-Teilnahme nochmals zwei Niederlagen. Die Schweiz verliert die beiden letzten Hauptrundenspiele gegen Dänemark (23:36) und Rumänien (24:36) zweistellig. Vielmehr als die beiden klaren Verdikte schmerzt der Ausfall von Tabea Schmid. Die Kreisläuferin in Diensten des dänischen Topteams Esbjerg knickt gegen Rumänien beim schnellen Umschaltspiel mit dem rechten Knie weg und bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Die Partie ist zu dem Zeitpunkt zwar entschieden. Rumänien führt nach 37 Minuten mit neun Toren Differenz. Der Sport rückt jedoch für Momente in den Hintergrund. Der Schock sitzt tief bei den Schweizerinnen. Auf diese Weise eine Führungsspielerin zu verlieren ist, auch mit Blick in die Zukunft, hart anzuschauen, noch härter zu verdauen. Aktuell ist noch nicht klar, ob sich der brutale Anfangsverdacht, der Riss des Kreuzbandes, bestätigt.

 

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Captain Kerstin Kündig gegen die überlegenen Japanerinnen.


Unzulänglichkeiten sofort bestraft

Jetzt aber zurück zum sportlichen Geschehen: Gegen das übermächtige Dänemark beginnt die Schweiz vielversprechend. Anders noch als gegen Japan. Das Team versprüht wieder eine gewisse Leichtigkeit und Freude. Die Energie ist erneut da. Zudem nimmt Knut Ove Joa personelle Veränderungen vor, bringt im Angriff Laurentia Wolff. Kerstin Kündig verteidigt für sie. Am linken Flügel beginnt Melanie Felber anstelle von Era Baumann in der Startformation. Nach sieben Minuten führen die Schweizerinnen mit zwei Toren (5:3). Nach rund einer Viertelstunde hatten die Däninnen mit einem 7-0-Lauf die Verhältnisse aber wieder zurechtgerückt. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte spielt die Schweiz jedoch mit. Weil sie mutig auftritt, versucht das Tempo zu forcieren. Joa wechselt mehr als zuvor, bringt Era Baumann, Malin Altherr oder Nora Snedkerud. Beim Wechsel liegt die Schweiz nur mit vier Toren zurück.

 

Veränderte Verhältnisse allerdings nach dem Wechsel: Bis zur 40. Minute vergrössert Dänemark das Skore sukzessive und führt mit elf Treffern (26:15) Differenz. Später kommen Charlotte Kähr, die nach dem Startspiel gegen den Iran nur noch wenige Minuten Einsatzzeit gegen Japan hatte, auch Torhüterin Claire Hartz. Je länger die Begegnung aber dauert, je mehr haben die Schweizerinnen im Angriff Probleme. Die Fehler häufen sich wieder. Diese Unzulänglichkeiten bestraft Dänemark mit schnellem Umschaltspiel. Am Schluss ist der Unterschied bei 13 Toren. Das Resultat fällt acht Tore höher aus als noch vor Jahresfrist. Damals begeisterte die Schweiz an der Heim-EURO in Basel. Auch in der Partie gegen den späteren Silbermedaillen-Gewinner. Gegen Dänemark wirft Tabea Schmid ihr 300. Tor für die Nationalmannschaft. Das ist für sie in der jetzigen Situation allerdings ein schwacher Trost. Nach dem Dänen-Spiel sagte sie noch: «Dass wir in der Abwehr mit den besten Nationen physisch vielleicht nicht ganz mithalten können, wissen wir. Der Angriff war bisher allerdings immer unsere Stärke. Daran müssen wir arbeiten.» In der Offensive fehlt es der Schweiz nicht das erste Mal an diesem Turnier an Lösungen, an den zündenden Ideen. Zudem produziert man zu viele technische Fehler, lässt klare Tormöglichkeiten aus.

 

Augenfällige Qualitätsunterschiede

Zu viele technische Fehler, gepaart mit einer ungenügenden Chancenauswertung sind die hauptsächlichen Stichworte, wenn es darum geht, Gründe für die deutliche Niederlage gegen Rumänien zu finden. In der ersten Phase des Spiels sind die Osteuropäerinnen oft über den Kreis erfolgreich. Was Knut Ove Joa veranlasst im Innenblock die notwendige Retusche vorzunehmen. Zudem versucht er mit personellen Wechseln dem Angriffsspiel zusätzliche Impulse zu geben. Doch die Qualitätsunterschiede sind augenfällig. Die Rumäninnen, auch körperlich den Schweizerinnen überlegen, führen zur Halbzeit bereits mit neun Toren (18:9) Unterschied. Vor Jahresfrist hatte man diesen Gegner im Rahmen eines Vorbereitungsturniers auf die Heim-EURO noch klar bezwungen. Jetzt ist Rumänien in sehr vielen Belangen überlegen. In der zweiten Hälfte geht es für die Schweiz vor allem darum, die Differenz in einem vernünftigen Rahmen zu halten. Dennoch ist es am Ende wieder eine klare Niederlage – diesmal eine Hypothek von 12 Toren. «Wir sind jetzt zum ersten Mal an einer WM dabei gewesen. Wir werden zurückkommen – und zwar viel, viel besser», erklärte Mia Emmenegger nach Spielschluss. Sie versucht, obwohl sie um die Hiobsbotschaft weiss, dass Tabea Schmid mit einer schweren Knieverletzung ausgefallen ist, bereits wieder positiv nach vorne zu schauen.

 

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Trotz klarer Niederlage: Era Baumann zeigt auf dem Flügel vollen Einsatz.


Weniger bekannte Handball-Philosophie

Rückblickend lässt sich feststellen: Das primäre Ziel hat die Schweiz mit dem Erreichen der Hauptrunde geschafft. Der Iran aus Auftaktgegner war zwar eine Wundertüte, dennoch der richtige Gegner, um ins Turnier zu starten. In einem hart umkämpften Spiel gegen Senegal sichert man sich in der Crunchtime, nicht nur die beiden Punkte, sondern zugleich auch das Weiterkommen. Was die Schweiz gegen Ungarn, gegen den letzten Vorrundengegner, in den ersten knapp 45 Minuten zeigt, gehört zum Besten, was sie an dieser WM abliefert, hält sie doch in vielen Phasen des Spiels stark dagegen. Im ersten Hauptrundenspiel folgt jedoch ein eher unerwarteter Bruch im Spiel der Schweizerinnen. Zu unentschlossen, zu wenig Frische, zu viele Unzulänglichkeiten: Gegen Japan, den vermeintlich schwächsten Hauptrundengegner, passt nicht viel zusammen. Es fehlten auch die Emotionen. Der Schweiz gelingt es während den ganzen 60 Minuten nie, der Partie den eigenen Stempel aufzudrücken. Die Asiatinnen sind agiler, präsenter. Mag sein, dass es eine Rolle spielte, dass man an dieser WM ebenfalls gegen aussereuropäische Mannschaften und somit weniger bekannte Handball-Philosophien, antrat. Diesem Umstand lässt sich aber entgegenwirken, indem man ihn bei nächsten Turnieren in die Vorbereitung gebührend miteinbezieht. Gegen Dänemark und Ungarn schliesslich, bleibt man, wie schon erwähnt, chancenlos. Diese beiden Teams haben gezeigt, wie weit der Weg bis zur absoluten Spitze noch ist.

 

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Die Schweizer Nationalmannschaft vor dem Auftaktspiel gegen Iran.


Der lange Weg nach Brisbane

2022 spielte die Schweiz ihre erste EM im slowenischen Ljubljana. 2023 verpasste man in den WM-Playoffs gegen Tschechien. Im vergangenen Jahr war man an der Heim-EURO in Basel dabei, qualifizierte sich für die Hauptrunde in Wien. Jetzt die erste WM in den Niederlanden. Je öfter die Schweiz an solchen Events teilnimmt, je mehr Erfahrungen sammelt sie. Noch muss sie auf den ersten Sieg in einer Hauptrunde warten. «Es ist schwer zu sagen, wie lange es geht, bis wir so weit sind», erklärte Knut Ove Joa nach dem Rumänien-Spiel. Er weiss aber: «Es wartet noch viel Arbeit auf uns.»


Text: Ernesto Piazza Bilder: kolektiffimages

 
 
 

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