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Favorit Norwegen sichert sich hauchdünn den Titel

Das deutsche Überraschungsteam hält im WM-Finale von Rotterdam 55 Minuten bravourös mit. Katrine Lunde feiert Abschied mit Gold, Reistad wird erneut MVP und Torschützenkönigin. Bronze holt sich Frankreich, Co-Gastgeber Niederlande geht ohne Medaille aus.


Acht Spiele lang war Olympiasieger und Europameister Norwegen locker, leicht und souverän durch das WM-Turnier in Deutschland und den Niederlanden durchgesegelt, aber am Ende mussten Katrine Lunde & Co. alles geben, um die Überraschungsmannschaft aus Deutschland in einem dramatischen Finale zu besiegen. Nach einer wahren Abwehrschlacht fiel die Entscheidung erst in den letzten fünf Minuten, als sich der grosse Turnierfavorit gegen den Aussenseiter nach dem 17:17 auf 22:19 absetzen konnte. Es war der fünfte WM-Titel für die Norwegerinnen und die insgesamt 27. Medaille in 28 Jahren, und die erste Finalteilnahme für Deutschland seit 1993. Bronze gewann Frankreich durch das ebenso spannende 33:31 nach Verlängerung gegen den zweiten Co-Gastgeber aus den Niederlanden.


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Norwegens Teamjubel nach dem WM-Triumph in Rotterdam.


Der Jubel der Norwegerinnen kannte keine Grenzen, sie warfen ihre Torfrau Katrine Lunde immer wieder in die Luft – mit 14 Paraden hatte die 45-Jährige im letzten Handballspiel ihrer Karriere wieder Riesenanteil am WM-Titel, für Lunde war es nach siebenmal EM-Gold und drei Olympiasiegen der dritte WM-Titel – zum würdigen Karriereende wurde sie als beste Torfrau ins Allstar-Team gewählt.


Deutschland verlangt Norwegen alles ab

Aber Norwegen musste bis zum Abpfiff alles geben, um den Sieg einzufahren. Von Beginn an war die DHB-Auswahl perfekt eingestellt, die Abwehr stand hervorragend, dahinter war wieder einmal Katharina Filter bärenstark. Zum ersten Mal im gesamten Turnier standen MVP Henny Reistad & Co. unter Druck, leisteten sich viele Fehler, hatten aber auch Pech mit zahlreichen Pfosten- und Lattentreffern. Die neutralen Fans unter den 9´000 Besuchern hatte die deutsche Mannschaft auf ihrer Seite – und setzte sich in einer wahren Abwehrschlacht auf 6:4 ab. Nach dem 9:9 ging die Partie hin und her, nach dem Seitenwechsel waren es die Paraden von Lunde, die für Norwegens Führung sorgten. Aber Deutschland gab nie auf, glich beim 17:17 wieder aus, vergab dann in Ballbesitz aber die Chance zur erneuten Führung, die vielleicht den Lauf der Dinge geändert hätte. Erst in der 55. Minute konnte sich Norwegen absetzen, Lundes 14. Parade und ein Doppelschlag von Malin Aune zum 22:19 ebneten den Weg zu Gold. «Deutschland hat uns alles abverlangt, sie haben uns zu Fehlern gezwungen. Wir wussten erst kurz vor Schluss, dass wir diesen Kampf gewonnen hatten», sagte Trainer Ole Gustav Gjekstad. Sein Team hat nun alle drei Titel – WM, EM und Olympia – wieder beisammen, nachdem man vor zwei Jahren das WM-Finale gegen Frankreich verloren hatte.


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Starkes Silber: Deutschland fordert Weltmeister Norwegen bis in die Schlussphase.


Auf der anderen Seite wich die Enttäuschung schnell der Freude: «Am Ende fehlte ganz, ganz wenig, um die beste Mannschaft der Welt zu schlagen», sagte Viola Leuchter, die wie schon vor zwei Jahren als beste Nachwuchsspielerin der WM ausgezeichnet worden. Neben Kapitänin Antje Döll und Emily Vogel stand Leuchter im All-Star-Team. «Ich hätte diesen Spielerinnen den Lohn gegönnt, sie haben alles auf der Platte gelassen. Irgendwann kommt der Stolz auf Silber, aber erstmal sind wir nur enttäuscht», sagte Trainer Markus Gaugisch, dessen Mannschaft im Halbfinale den amtierenden Weltmeister Frankreich beim 29:23 förmlich deklassiert. Nach genau 20 Jahren war dies der erste deutsche Pflichtspielsieg gegen die Französinnen. Norwegen hatten nur ganz kurz bis zur Pause (14:18) leichte Probleme mit den Niederlanden, am Ende stand ein ungefährdeter 35:25-Sieg.

Am Sonntag war dann das ganze Land bereit für eine Party in Oranje, aber nach dem letzten Länderspiel der 2019er-Weltmeisterinnen Estavana Polman und Lois Abbingh flossen Tränen. Nach einem 70-minütigen dramatischen Bronzefinale tanzten die Französinnen auf dem Feld. Ein Jahr, nachdem sie das Spiel um Platz drei bei der EM in Wien gegen Ungarn verloren hatten, gab es nun die Medaille. Die Partie war komplett ausgeglichen, erst in der Verlängerung hatte Frankreich mehr Luft und mehr Kraft. Beim 20:17 kurz nach der Pause standen die 9´000 Oranje-Fans auf ihren Sitzen, beim 21:21 war wieder alles ausgeglichen. 15 Sekunden vor Schluss sorgt Tamara Horacek für die erste französische Führung, und mit dem Schlusspfiff glich Dione Housherr aus – Verlängerung! Und da sorgt Frankreich mit einem schnellen 4:1-Lauf schnell für klare Verhältnisse. «Es ist so bitter, wir waren so nahe dran an der Medaille, und irgendwie haben wir es nicht verdient, jetzt nichts in den Händen zu haben», sagte Torfrau Yara ten Holte.


Ergebnisse Finalwochenende


Finale Deutschland – Norwegen 20:23 (11:11)

Halbfinals Frankreich – Deutschland 23:29 (12:15)

Niederlande – Norwegen 25:35 (14:18)

Spiel um Platz drei Frankreich – Niederlande 33:31 (12:11, 26:26) n.V.

Abschlussklassement:

GOLD Norwegen

SILBER Deutschland

BRONZE Frankreich


4. Niederlande, 5. Dänemark, 6. Brasilien, 7. Ungarn, 8. Montenegro, 9. Rumänien, 10. Angola, 11. Polen, 12. Serbien, 13. Japan, 14. Spanien, 15. Schweden, 16. Österreich, 17. Färöer, 18. Tschechien, 19. Schweiz, 20. Tunesien, 21. Island, 22. Argentinien, 23. Südkorea, 24. Senegal, 25. Kroatien, 26. China, 27. Paraguay, 28. Ägypten, 29. Uruguay, 30. Kuba, 31. Kasachstan, 32. Iran


All-Star-Team Tor Katrine Lunde (Norwegen)

Rechtsaussen Emilie Hovden (Norwegen)

Rückraum rechts Dione Housheer (Niederlande)

Rückraum Mitte Bruna de Paula (Brasilien)

Rückraum links Emily Vogel (Deutschland)

Linksaussen Antje Döll (Deutschland)

Kreis Sarah Bouktit (Frankreich)


Beste Nachwuchsspielerin

Viola Leuchter (Deutschland)


MVP

Henny Reistad (Norwegen)

Torschützenkönigin

Henny Reistad (Norwegen) – 55 Tore


Die nächste Frauen-Weltmeisterschaft findet 2027 in Ungarn statt, neben dem Gastgeber qualifizierte sich Weltmeister Norwegen direkt für dieses Turnier.


Text: Björn Pazen Bilder: kolektiffimages

 

 
 
 

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