Daniel Narcisse und Andy Schmid als Vorbilder
Nationalspieler Manuel Zehnder (24) schwingt derzeit nicht nur als Regisseur den Taktstock im Angriffsspiel des thüringischen Handball-Bundesliga-Aufsteigers ThSV Eisenach, sondern brilliert auch als Torschütze und führt aktuell mit 84 Treffern sogar die Torschützenliste der 1. Bundesliga an. Er wurde von Ligakonkurrent HC Erlangen in die Wartburgstadt ausgeliehen, um bei Eisenach Spielpraxis zu sammeln. Mit Trainer Misha Kaufmann und Linksaussen Timothy Reichmuth traf er auf zwei Schweizer, mit denen er beim HSC Suhr Aarau bereits zusammen am Ball war. Der Medienchef des ThSV Eisenach hat sich mit ihm für Handballworld unterhalten.
Interview: Thomas Levknecht, Foto: ThSV
Manuel Zehnder ist mit 84 Treffern sogar auf dem 1. Rang der Torschützenliste der 1. Bundesliga.
Wann haben Sie mit dem Handball im Verein angefangen?
In der Zeit der Kinderspielgruppe, also mit 5 Jahren, wurde ich mal zum Handball mitgenommen. Das hat mir gleich Spass gemacht und ich bin dabeigeblieben. Mein Vater spielte ja auch Handball. Dieser Mannschaftssport beinhaltet die richtige Mischung aus Schnelligkeit, Körperlichkeit und Kopf. Frühzeitig bin ich auf der zentralen Rückraum-Position gelandet.
Wie interpretieren sie die Rückraum-Mitte-Position?
Das kommt auf die Rückraumkollegen links und rechts an. Sind es Werfer, ist es meine Aufgabe, sie in gute Wurfpositionen zu bringen. Sind es spielstarke Spieler, heisst es für mich, sie in gute 1 gegen 1-Situationen zu bringen. Der Rückraum- Mitte-Mann ist dafür zuständig, die Stärken der Mitspieler einzusetzen. Eigene Torgefährlichkeit gehört natürlich dazu.
Haben Sie ein Vorbild?
Der Franzose Daniel Narcisse – und natürlich Andy Schmid.
Im Sommer 2022 wechselten Sie vom HSC Suhr Aarau nach Deutschland, zum HC Erlangen. Warum?
Mein Traum war es seit langem, in der 1. Handballbundesliga zu spielen. Als das Angebot kam, brauchte ich nicht lange zu überlegen.
Was unterscheidet die Quickline Handball League von der 1. Bundesliga in Deutschland?
In Deutschland ist nahezu jede Mannschaft auf jeder Position zwei- oder gar dreifach gut besetzt. Die Breite fehlt in der Schweiz. Der Handball hier ist kräftiger, schneller sowie technisch und taktisch besser. Auch das Zuschauerinteresse ist in Deutschland deutlich höher. In Aarau konnten wir im Schnitt 800 bis 1‘000 Zuschauer begrüssen, was sein sehr guter Wert der Schweiz bedeutet.
Nun die Ausleihe zum ThSV Eisenach. Beim HC Erlangen «noch» als zu leicht, nicht reif befunden?
Ich stand in der Vorsaison zwar bei allen 34 Punktspielen auf dem Spielprotokoll, erhielt aber nur wenig Einsatzzeiten. Der Kader beim HC Erlangen ist deutlich breiter aufgestellt als das des ThSV Eisenach. Hier spielten auf der Mitte Nico Büdel und Steffen Fäth, aber auch Lutz Heiny. Gern nahm ich die Ausleihe nach Eisenach an. Ich spüre hier das Vertrauen von Trainer Misha Kaufmann, der mir eine Führungsrolle zutraut. Ja, hier macht es mir Spass.
Dass Ihr Ex-Trainer Misha Kaufmann Coach in Eisenach ist, hat das zur Entscheidung beigetragen?
Ja, klar. Wir kennen uns schon viele Jahre, waren in der Schweiz beim gleichen Verein. Das Verhältnis zu Misha Kaufmann ist seither gut. Es gab auch Anfragen anderer Vereine, doch die Entscheidung für Eisenach stand schnell fest.
Manuel Zehnder setzt sich im Spiel gegen Göppingen durch.
Ist es ein Vorteil oder eine Hypothek der schon längeren Zusammenarbeit mit dem Trainer?
Ich habe klare Ziele. Misha Kaufmann hat hohe Ansprüche an mich. Er geht mit mir nicht lockerer um. Ich will besser werden. Dass wir uns lange kennen, gut harmonieren, erachte ich als Vorteil.
Kommt Ihnen das offensive Abwehrsystem, teilweise mit Ihnen als vorgezogene Spitze, gelegen?
In Erlangen habe ich zumeist nur im Angriff gespielt. Das System Kaufmann kenne ich aus unserer gemeinsamen Zeit in der Schweiz. Ich identifiziere mich damit, ob als Spitze oder auf Aussen in der Deckung.
Könnten Sie sich vorstellen, länger als ein Jahr in Eisenach zu spielen?
Mein Vertrag beim HC Erlangen läuft noch bis 2026. In Eisenach gefällt es mit sehr gut. Ich bekomme das Vertrauen des Trainers. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier länger zu bleiben.
Wie kommen Sie in der Kleinstadt Eisenach zurecht?
Ich komme aus einer Kleinstadt mit 10‘000 Einwohnern, habe keinerlei Eingewöhnungsprobleme. Die Innenstadt ist sehr schön. Ich konzentriere mich auf das Handballspielen.
Warum schafft der ThSV Eisenach den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga?
Darüber denke ich nicht nach. Wir betrachten jedes Spiel einzeln, konzentrieren uns stets auf das nächste. In heimischer Halle können wir jeden bezwingen. Besonders mit unserer Abwehr, die unser Coach flexibel einstellt. Er hat zu jedem Spieler einen guten Draht; er und das Team funktionieren sehr, sehr gut.
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