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«Es war schon brutal»

Die Schweiz qualifiziert sich für die EM 2024 in Deutschland. Kreisläufer Lucas Meister spricht über den Wunschgegner und erläutert sein schwieriges Standing bei Meister Magdeburg.


Interview: Stephan Santschi Bild: Foto Wagner



Gratulation zur EM-Qualifikation. Überwiegt Freude oder Erleichterung?

Die Freude überwiegt. Überraschungen sind im Handball nicht so häufig wie in anderen Sportarten. Wenn es im Fussball 0:0 steht, kann das bessere Team durch einen Kopfball nach einer Standard-Situation verlieren. Ich möchte in unserer Gruppe nicht von einem Geschenk reden, aber wir haben gewusst, dass wir im Rennen um einen der beiden ersten Plätze favorisiert sind.


Was war in den abschliessenden Spielen gegen Georgien und Litauen ausschlaggebend?

Wir sind jeweils gut gestartet, die ersten Halbzeiten waren wunderbar. Wir waren bereit und haben gottseidank endlich unsere Klasse ausgespielt. Physisch und handballerisch waren wir überlegen, wir hatten das breitere und bessere Kader. Die einzige Chance der Gegner war die Hoffnung, dass wir schlampig angreifen, unnötige Fehler machen und sie davon mit einfachen Toren im Tempospiel profitieren können.


Gegen Litauen wurden Sie früh ausgewechselt. Waren Sie angeschlagen?

Nein, wir wollten die Spielzeit gut verteilen. Lukas Laube machte es super und deshalb stand es nicht zur Debatte, dass ich in der zweiten Halbzeit nochmals reinkomme. Am Mittwoch stehe ich mit Magdeburg ja schon wieder im Einsatz, in Erlangen wartet eine schwierige Aufgabe auf uns. Ich werde da wohl wieder von Anfang bis zum Ende ran dürfen. Mein Körper spürt dies zwar etwas, doch genau deshalb bin ich hierhergekommen. Es gibt undankbarere Aufgaben, als beim Deutschen Meister 60 Minuten hinten und vorne spielen zu dürfen.


Das war bis vor kurzem noch ganz anders. Was hat sich für Sie in Magdeburg seit der Verletzung von Magnus Saugstrup verändert?

Er verletzte sich im Februar, drei Spiele lang lief es danach gut für mich. Dann kam der neu verpflichtete Oscar Bergendahl zum Einsatz und ich habe wieder fast gar nicht gespielt. Bei Saugi konnte ich es verstehen, dass er 40, 45 Minuten und ich 20 spielte, er ist gut und war in unschlagbarer Form. Doch dass mit Bergendahl ein neuer Mann auf Gedeih und Verderb den Löwenanteil an Spielzeit erhält, dafür hatte ich weniger Verständnis. Im Pokal-Halbfinal verletzte er sich in der dritten Minute, seither habe ich drei gute Spiele gemacht. Es war aber schon brutal zu sehen, wie schnell ich wieder Land verloren hatte.


Wie erklären Sie sich das?

Als ich im Februar muskuläre Probleme hatte, bestand er die Feuertaufe. Das ist Spitzensport, nur die Resultate zählen. Generell ist es aber schon so, dass die Trainer in der Bundesliga nicht wechselfreudig sind. Sie haben super Kader, zum Einsatz kommen aber vor allem acht bis zehn Spieler, es wird wenig rotiert. Deshalb fühle ich mich noch relativ frisch.


Wie haben Sie das dramatisch im Penaltyschiessen verlorene Pokalfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen verarbeitet?

Wir waren alle am Boden zerstört, konnten uns aber keinen Vorwurf machen, wir hatten alles in dieses Spiel reingehauen. Die Ernüchterung kam in den ein, zwei freien Tagen danach, als wir Zeit zum Überlegen hatten. Deshalb war ich froh, als wir wieder trainieren konnten.


Die Ziele Magdeburgs bleiben gross, in der Bundesliga und in der Champions League liegt weiterhin alles drin.

In der Bundesliga liegen wir mir zwei Minuspunkten hinter Kiel und den Füchsen Berlin zurück, wir wollen zumindest wieder einen Champions-League-Platz erreichen. Und in der Champions League möchten wir uns gegen Plock durchsetzen und ins Final Four einziehen.


Das Viertelfinal-Hinspiel findet am 10. Mai in Plock statt. Gleichentags werden die Gruppen für die EM 2024 in Deutschland gelost. Die Schweiz ist im vierten und letzten Topf. Welche Gegner wünschen Sie sich?

Darüber habe ich mich noch gar nicht informiert. Lässig wäre sicher, das Eröffnungsspiel in Düsseldorf gegen Deutschland zu spielen, sonst nehme ich aber, was kommt.


In welchen Bereichen muss sich die Schweiz bis zur EM verbessern?

Alle müssen in den Klubs schauen, dass sie in guter Form sind. An der EM werden wir nicht die Favoriten sein. Diese Rolle wollen wir mit breiter Brust annehmen und angreifen. Unsere Basis ist die Abwehr, und dann wird es darum gehen, vorne wenig Fehler zu machen. Eine Zeitlang war Ungeduld drin. Wenn eine Auslösung nicht funktioniert, dürfen wir nicht irgendetwas ausprobieren und in ein Stürmerfoul oder einen unglücklichen Abschluss laufen. Das haben wir zuletzt stark verbessert. Wir wählten eine andere Auslösung, bauten Tempo auf und fanden Lösungen.

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