Die Hauptrunde ist Pflicht
- Handballworld AG

- vor 2 Tagen
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Erstmals nimmt eine Schweizer Frauen Nationalmannschaft an einer WM teil. Der Anspruch soll sein: nicht nur als Underdog aufzutreten und sich in der vier Teams umfassenden Vorrundengruppe B, als eines von drei Teams für die Hauptrunde zu qualifizieren.
Der Countdown läuft: Morgen Donnerstag um 18 Uhr (17.45 Uhr, SRF2) beginnt für die Schweiz im holländischen s’Hertogenbosch mit dem Spiel gegen den Iran das WM Abenteuer. Das Turnier ist für die Truppe von Headcoach Knut Ove Joa ein absolutes Novum. Erstmals nimmt eine A-Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft teil. Und Spielmacherin und Kapitänin des Teams, Kerstin Kündig, sagt: «Wir sind bereit für diese Herausforderung.» Entsprechend viel Zuversicht strömt aus ihren Worten. Die weiteren Gegner im Verlaufe der Vorrunde sind Senegal und mit Ungarn der Dritte der EM 2024.
Den letzten Härtetest haben die Schweizerinnen mit zwei Spielen gegen Deutschland absolviert. Die erste Begegnung in St. Gallen endete nach einer guten ersten Hälfte allerdings mit einer deftigen Niederlage. Bei der Reprise am letzten Samstag in Göppingen zeigte sich die Schweiz stark verbessert, gestaltete die Partie ausgeglichener und verlor letztlich mit drei Toren Differenz. Wobei dazu zu sagen ist: Der Co-Gastgeber hegt grosse Ambitionen. Deutschland will bei der Medaillenvergabe diesmal auch mitreden.

Mit Erfahrung und Leadership will Kerstin Kündig die Schweiz in die Hauptrunde führen.
Personelle Herausforderungen
Nachdem den Spielerinnen im Anschluss an diese beiden Partien nochmals zwei Tage Pause gegönnt waren, ging es am Dienstagmorgen los – nach s’Hertogenbosch in den Niederlanden. Dort steht das letzte Finetuning auf dem Programm, das Einstimmen auf den historischen Moment. Für die Schweiz gilt: Erfolgreich ins Turnier zu starten. Auch wenn der erste Gegner, Iran, eine Wundertüte, ist. Umso mehr betont Kerstin Kündig: «Wir müssen den Fokus auf unser Spiel richten.» Der 32-jährigen Rückraumspielerin wird nicht nur zum Auftakt eine wichtige Schlüsselrolle zukommen.
Nach den beiden letzten Testspielen stellt sich allerdings die Frage: Was kann man von dieser Schweizer Nati bei der WM erwarten? Eines ist klar: Der Einzug in die Hauptrunde ist Pflicht. Drei der vier Teams der Vierergruppe schaffen diesen Sprung. Dabei ist sicherlich als Positivum zu werten, dass Tabea Schmid nach ihrer Muskelverletzung erstaunlich schnell wieder fit geworden ist. Bei den Deutschland-Begegnungen tastete sie sich an die Wettkampf-Situation weiter heran. Wobei die Weltklasse-Kreisläuferin logischerweise noch nicht bei 100 Prozent ihres Leistungsvermögens angelangt sein kann. Die weitere Spielpraxis wird ihr aber helfen. Das ist wichtig, weil die Schweiz eine solche Topspielerin nicht adäquat ersetzen kann. Am linken Flügel wird Alessia Riner wegen eines Kreuzbandrisses fehlen. Era Baumann ist daher gesetzt. Auf sie wartet jedoch ein Mammutprogramm. Die beiden letzten Testpartien haben gezeigt: eine Alternative zur 18-Jährigen drängt sich momentan nicht wirklich auf. Mit Linkshänderin Emma Bächtiger fehlt zudem eine weitere Spielerin verletzungsbedingt.
Das WM-Kader des Frauen Nationalteams in unserem Video:
Nicht mehr als Underdog auftreten
In der ersten Deutschland-Partie schied Nuria Bucher kurz vor Schluss aufgrund einer Fussverletzung aus. Sie reist jedoch nach Holland mit. Genauso wie die Linkshänderin im Rückraum, Malin Altherr. Die Brühl-Spielerin fehlte zuletzt wegen Rückenproblemen. Bei Bucher wie bei Altherr werden die Trainingseinheiten vor Ort zeigen, ob ihre Blessuren Einsätze zulassen. Mittlerweile hat Joa den Kader von 19 auf 18 Spielerinnen reduziert. Die Zuger Rückraumspielerin Yara Brunett hält sich in der Schweiz im «stand by»-Modus bereit, allenfalls nachzureisen.
Inwieweit sich die Verletzungen auf das Spiel der Schweizerinnen auswirken, wird der Turnierverlauf zeigen. Kerstin Kündig sagt: «Ausfälle gehören zur Schattenseite beim Sport. Sie können leider immer wieder passieren. Wichtig ist, dass man lernt, damit umzugehen.» Schnell gelernt hat die Schweiz auch aus dem ersten Deutschland-Spiel. «Wir haben uns hinterher vor allem auf die positiven Sequenzen konzentriert. Darauf, was wir in der ersten Hälfte gut gemacht hatten.» Und mit einem nächsten Blick auf die WM sagt sie: «Wir dürfen den Anspruch an uns haben, nicht mehr nur als Underdog aufzutreten.» In diesem Sinne erwartet sie, «dass wir uns sehr teuer verkaufen».
Text: Ernesto Piazza, Bild: Adrian Ehrbar




















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