Polen sind in Reichweite der Schweiz
Das zweite EM-Spiel gegen Polen muss die Schweiz am Sonntag gewinnen, will sie ihre Chancen auf die Hauptrunde wahren. Die Polen verloren zum Auftakt gegen Slowenien mit 23:26 und beeindruckten dabei nicht sonderlich.
Text: Stephan Santschi / Bild: Foto Wagner
"Wir haben unser Bestes gegeben, wir haben gut gespielt. Doch wir waren nicht stark genug." So resümierte Polens Kreisläufer Maciej Gebala die EM-Auftaktpartie gegen Slowenien, die am Freitagabend im Göteborger Scandinavium mit 23:26 verloren ging. "Wir wussten: Wenn Slowenien keinen guten Tag hat, haben wir eine Chance. Wir wollten unbedingt gewinnen, doch es war ein schwieriges Spiel für uns."
Nun, so gut waren die favorisierten Slowenen im ersten Spiel der Schweizer Gruppe F zwar nicht, die Polen konnten ihre Probleme der jüngeren Vergangenheit aber nie kaschieren. Der WM-Dritte aus dem Jahr 2015 steckt nach dem Rücktritt zahlreicher Titulare der goldenen Generation (Karol Bielecki, Slawomir Szmal, Bartlomiej Jaszka, Gebrüder Jurecki und Lijewski) mitten in einem Umbruch. Zudem hat seit der missglückten Heim-EM im Jahr 2016 gleich drei Mal der Trainer gewechselt, seit knapp einem Jahr trägt der erst 36-jährige Patryk Rombel die Verantwortung an der Seitenlinie.
Polens Angriff wirkt statisch Gegen Slowenien kamen die Polen nicht in die Reichweite eines Punktgewinns, mit Ausnahme des Treffers zum 1:0 lagen sie nie in Führung. Allerdings liessen sie sich auch nicht abschütteln, mit mehr als fünf Treffern lagen sie nie zurück. Die Stärken der Polen finden sich in der robusten 6:0-Defensive um Magdeburgs Abwehrspezialisten Piotr Chrapkowski, sowie auf den Flügeln bei den Gegenstossspezialisten Przemyslaw Krajewski und Arkadiusz Moryto. Im Angriff hat Polen zwar mehrere Türme am Kreis im Kader, der Aufbau hingegen wirkt statisch und schwerfällig. Hier macht sich die fehlende internationale Erfahrung am stärksten bemerkbar. "Die Slowenen spielen in besseren Klub, bei uns sind die meisten in der polnischen Liga engagiert", erklärt Gebala, der als einer der wenigen Legionäre in Leipzig spielt.
Unter dem Strich heisst das: Für die Schweiz sind die Polen in Reichweite, ein Sieg am Sonntag (ab 15.45 live auf SRF zwei) darf der Mannschaft von Nationaltrainer Michael Suter durchaus zugetraut werden. Für beide Teams zählt mit Blick auf Rang zwei und die damit verbundene Qualifikation für die Hauptrunde ohnehin nur ein Sieg. Gebala hat vor den Schweizern viel Respekt, "das ist ein starkes Team", sagt der Zweimeter-Mann, der am Matchtag gegen Slowenien seinen 26. Geburtstag gefeiert hatte. "Ich weiss aus der Bundesliga, wie gut Andy Schmid ist, er macht unglaubliche Sachen. Und Alen Milosevic, mit dem ich bei Leipzig spiele, ist ein richtig geiler Kreisläufer." Für Gebala steht fest: "Das wird das ausgeglichenste Spiel unserer Gruppe, vielleicht wird es erst in den letzten Sekunden entschieden. Ich hoffe, zu unseren Gunsten."