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Spielfreude pur: Die Schweizer spielen Zauber-Handball

Die Schweizer werden in ihrem ersten WM-Hauptrundenspiel der Favoritenrolle gerecht und bezwingen Tunesien diskussionslos mit 37:26. Der Fokus liegt nun auf Titelverteidiger und Gastgeber Dänemark, der am Donnerstag zu einer rauschenden Handball-Party bittet.


Text: Stephan Santschi Bilder: Kolektiffimages


Das grosse WM-Ziel hatte die Schweiz mit dem Erreichen der Hauptrunde erreicht, und so stellte sich vor dem Duell mit Tunesien die Frage: Wie kommt die Mannschaft mit dem Druckabfall zurecht? Und wird es ihr gelingen, einen neuen Fokus zu setzen? Die Antwort liess am Dienstag an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Schweiz liess kein Prozent nach, war mit voller Konzentration am Werk und bekundete auch mit der erstmaligen Favoritenrolle an dieser Weltmeisterschaft keine Probleme. Der 37:26-Sieg gegen den Dritten der Vorrundengruppe B war diskussionslos.


Entsprechend zufrieden waren die Protagonisten nach Spielschluss. «Fantastisch, wir hatten Spass am Handball und zeigten eine reife Leistung. Ich bin glücklich, der Coach eines solch guten Teams zu sein», frohlockte Nationaltrainer Andy Schmid, und der linke Aufbauer Lenny Rubin hielt fest: «Das war ein souveräner Sieg. In den ersten zehn Minuten waren die Tunesier etwas motivierter und haben es uns etwas schwieriger gemacht. Danach bekamen wir die Sache aber schnell in den Griff. Es tut uns mega gut, dass wir auch etwas Kräfte schonen konnten.»


Luca Sigrist traf für die Schweiz 3 Mal.


So erklärt Rubin seinen Steigerungslauf

Auch im vierten WM-Spiel im dänischen Herning war die solide 6:0-Verteidigung das Fundament des Schweizer Spiels. Je länger das Turnier dauert, umso mehr gelingt es ihnen zudem, die Abwehrstärke mit schnellen Gegenstössen zu kombinieren. Bereits zur Pause waren sie den Tunesiern, bei denen der Ex-Krienser Yassine Belkaied im Tor stand, auf 20:11 enteilt. Und wenn es Tore aus dem Positionsangriff brauchte, übernahm Rubin die Initiative. Mit welcher Selbstverständlichkeit der 2,05-Meter grosse Berner die Bälle aus der Distanz in die gegnerischen Maschen haut, ist grossartig.


Wie sieht Rubin selbst diese markante Steigerung im Vergleich zu seinen blassen Auftritten in der Vorbereitung? «Wenn ich das so einfach erklären könnte, wüsste ich immer, wie ich es in einer solchen Situation machen müsste. Ich hatte in Stuttgart ein schwieriges halbes Jahr, das mich viel Energie gekostet hat. Deshalb bin ich am Yellow-Cup etwas leer gewesen. Nun ist es mega schön, der Mannschaft helfen zu können», erklärt der 28-Jährige. Angesprochen auf die Aussprache mit Schmid sagt Rubin: «Wir sind viel im Austausch, er spielte jahrelang auf höchstem Niveau und kann verstehen, dass man manchmal mental schwierige Phasen hat. Andy hat mich sehr unterstützt.»


Maros und Zehnder mit Befreiungsschlag

Gegen Tunesien war es nicht nur Lenny Rubin, der im linken Rückraum stark performte, auch sein interner Positions-Rivale Luka Maros präsentierte sich in einer Top-Verfassung. Ihm war der Einstieg in die WM missglückt, am Dienstag zeigte der 30-jährige Zürcher allerdings die ganze Bandbreite seiner Abschlussstärke. Wie Rubin hatte er sieben Treffer auf dem Konto, besonders beeindruckend war sein Hüftwurf zum 30:19 mit einer Geschwindigkeit von 93 km/h.


Neben ihm auf Linksaussen schöpfte ein weiterer Akteur, der bisher nicht auf Touren kam, neuen Mut. Samuel Zehnder traf erstmals aus dem Spiel heraus, hatte am Ende sechs Tore erzielt und durfte als persönliches Highlight den Treffer zum 31:20 verbuchen, als er auf den genialen Pass von Mehdi Ben Romdhane mit einem Flieger erfolgreich war. Szenen wie diese machen klar: Die offensive Hemmschwelle aus dem Startspiel gegen Tschechien (17:17) ist längst übersprungen, die Schweizer strotzen nur so vor Spielfreude und Tatendrang, zuweilen spielen sie sogar Zauber-Handball.


Luka Maros performte stark und erzielte 7 Tore.


Nun folgt das Duell mit den Besten

Die Schweizer hätten schliesslich sogar noch höher gewinnen können, zuweilen lagen sie mit 13 Einheiten vorne, doch sie verpassten die Verbesserung des 30 Jahre alten WM-Rekordsiegs gegen die USA (28:15). Kleiner Kritikpunkt: Den tunesischen Kreisläufer Islem Jibeli (11 Tore) bekamen sie nie in den Griff. Lange wird diese Partie aber nicht mehr analysiert werden, «wir haben genug mit Dänemark zu tun», vermerkt Schmid mit Blick auf die Partie gegen den Gastgeber am Donnerstag (20.30 Uhr, SRF info) vor 15'000 Fans.

Dänemark ist gegenwärtig das Mass der Dinge im Welt-Handball. Die letzten drei Weltmeisterschaften haben sie ebenso gewonnen wie die Olympischen Spiele 2016 und 2024. «Ich freue mich brutal auf dieses Spiel, in Dänemark gegen Dänemark zu spielen, ist ein riesiges Highlight», sagt Lenny Rubin und er betont: «Das müssen wir als Mannschaft geniessen.»


Schweiz – Tunesien 37:26 (20:11) Jyske Bank Boxen, Herning (Dä). – 4040 Zuschauer. – SR Mikelic/Paradina (Kro). – Strafen: 5-mal 2 Minuten plus rote Karte gegen Willecke (49./Schlag an Kopf) gegen die Schweiz, 5-mal 2 Minuten gegen Tunesien. – Schweiz: Portner (10 Paraden; 1 Tor)/Scheidiger (5 Paraden); Steenaerts (6 Tore), Küttel (2), Aellen, Rubin (7), Samuel Zehnder (6/2), Meister (1), Röthlisberger; Laube (1), Maros (7), Ben Romdhane (2), Kusio (1), Willecke, Sigrist (3). – Tunesien: Belkaied (8 Paraden)/Sfar (3); Ben Abdallah, Hosni (2 Tore), Ben Salah (2), Maaref, Toumi (4/2), Jbeli (11), Frad (1); Zariat, Ben Salem (3), Bacha (2), Margheli, Abdelli, Ben Ghali (1). – Bemerkungen: Schweiz ohne Manuel Zehnder (verletzt), Attenhofer, Seravalli (beide überzählig). Portner pariert Penalty von Ben Abdallah (17./10:6). Portner pariert Penalty von Toumi, der im Nachschuss trifft (40./26:17).

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