top of page

Ein Ohr sichert Frankreich Bronze gegen das Überraschungsteam aus Portugal

Ausgerechnet das Ohr von Torwart Charles Bolzinger rettete Frankreich die 13. WM-Medaille aller Zeiten – ausgerechnet deswegen, weil die Torhüter im gesamten Turnierverlauf die Problemzone der Franzosen waren. Doch am Ende feierte die Mannschaft von Trainer Guillaume Gille Bronze im ersten Turnier nach dem Karriereende von Nikola Karabatic. Acht Siege in neun WM-Partien standen für die Franzosen zu Buche, beim 35:34 im kleinen Finale gegen Portugal überragte der junge Aymeric Minne mit zehn Treffern.

Drei Tage zuvor hatte Frankreich noch enttäuscht, das Halbfinale gegen Kroatien nach schwacher erster Hälfte und frühem 9:18-Rückstand verloren, die Aufholjagd kam zu spät, am Ende stand eine 28:31-Niederlage. Gegen die Überraschungsmannschaft aus Portugal, die im Halbfinale von Dänemark nach der Pause vorgeführt wurde und 27:40 verlor, entwickelte sich eine echte Achterbahnfahrt. In der zweiten Hälfte wechselte die Führung ständig. Der 19-jährige Francisco Costa, der zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt wurde, sowie Kreisläufer Viktor Iturritza sorgten mehrfach für die portugiesische Führung. In der Schlussminute verwandelte zunächst Melvyn Richardson einen Siebenmeter für Frankreich zum 35:34, ehe der im französischen Tremblay spielende Aussen Antonio Areia mit dem letzten Wurf Bolzinger am Ohr traf – keine Verlängerung, keine Medaille für Portugal.


Text: Björn Pazen Bild: kollektiffimages


Marin Sipic setzt sich im WM-Final gegen Dänemark durch.


«Wir kommen wieder», sagte Francisco Costa trotzig: Für Portugal ist es grossartig, das viertbeste Team der Welt zu sein. Aber für mich ist das nicht genug.» In Vor- und Hauptrunde hatten die Portugiesen Topnationen wie Norwegen und Spanien geschlagen, gegen Schweden remis gespielt, im Viertelfinalkrimi den Olympiazweiten Deutschland nach Verlängerung ausgeschaltet (31:30), waren dann aber im Halbfinale von den Dänen nach starker erster Hälfte auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Neben Francisco Costa stand auch dessen Bruder Martim im Allstar-Team, beide erzielten zusammen 98 Turniertore, wobei «Kiko» mit 54 Toren sogar zweitbester WM-Werfer insgesamt hinter dem Dänen Mathias Gidsel (74) war. «Dieser Mannschaft gehört die Zukunft» hatte Dänemarks Trainer Nikolaj Jakobsen nach dem Halbfinale über Portugal gesagt.


Hinter den Portugiesen beendete Ägypten als beste nicht-europäische Mannschaft das Turnier auf Rang fünf – wieder einmal war der Afrikameister mit den Topnationen auf Augenhöhe, verlor das Viertelfinale gegen Frankreich dramatisch durch einen Treffer 0,3 Sekunden vor dem Ende. Wie schon bei der WM 2021 und Olympia 2024 bedeutete die Runde der letzten Acht das dramatische Aus. Ägyptens Starspieler wie Yahia Omar spielen seit Jahren in Europa, zudem hat der spanische Trainer Juan Carlos Pastor die Arbeit seiner Landsleute David Davis und Roberto Parrondo Garcia erfolgreich fortgesetzt – und einen ziemlich europäischen Spielstil implementiert.


Mit mehr Erwartungen als Rang sechs war auch die deutsche Mannschaft zur WM gereist. Allerdings erreichte nur Torwart Andreas Wolff das Prädikat Weltklasse, der Rest der Mannschaft lief der Form der Olympischen Spiele hinterher, es fehlten Leichtigkeit und Selbstvertrauen. Ebenso dramatisch wie Deutschland und Ägypten ereilte Ungarn das Viertelfinalaus – nach einer Vier-Tore-Führung fünf Minuten vor dem Ende verlor man gegen Kroatien 30:31. Die Ungarn zeigten ein solides Turnier, kamen vorrangig über starke Abwehr und Torhüterleistungen, in der Offensive überzeugten in Zoran Ilic und Bence Imre zwei Spieler, die 2023 U21-Vizeweltmeister geworden waren. Trainer Chema Rodriguez hat mit seinem verjüngten Team ebenfalls eine erfolgreiche Zukunft vor sich.


Wie Portugal überraschte auch der WM-Achte aus Brasilien die Konkurrenz, liess ebenfalls Spanien, Norwegen und Schweden hinter sich, was der Südamerikameister vor allem seinem überragenden Torwart Rangel da Rosa zu verdanken hatte. Erstmals seit 1999 waren somit zwei nicht-europäische Teams unter den besten Acht, ein Ausrufezeichen angesichts der ansonsten seit Jahren gängigen europäischen Dominanz.

コメント


Featured Posts
Versuche es später erneut.
Sobald neue Beiträge veröffentlicht wurden, erscheinen diese hier.
Recent Posts
Archive

Handballworld AG  |  Badstrasse 11  |  5400 Baden

verlag@handballworld.com  |  056 437 03 13

  • Facebook
  • Youtube
  • Spotify
  • Instagram
  • LinkedIn

© 2025 by Handballworld AG

bottom of page