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Schweizerinnen schreiben Handball-Geschichte


Die Schweiz hat geliefert. Mit einer grandiosen Leistung schlägt sie im Gruppenfinale Kroatien und sorgt mit diesem Sieg dafür, dass die EM-Reise weitergeht. Das Team von Headcoach Knut Ove Joa war auf den Punkt bereit und erfüllt sich einen grossen Traum – den Einzug in die Hauptrunde.

 

Text: Ernesto Piazza Fotos: Foto Wagner

 

Handball-Wahnsinn in der Basler St. Jakobshalle: Mit einem 26:22 (16:10)-Erfolg gegen Kroatien schafft die Frauen-Nati sensationell den Sprung in die EM-Hauptrunde. Damit stösst sie unter die zwölf besten Teams in Europa vor. Nach dem Sieg gegen die Färöer zum Auftakt, der auch gleichbedeutend mit dem ersten Erfolg an einer EM-Endrunde war, durfte man bereits den Begriff «historisch» verwenden. Mit dem Erfolg gegen Kroatien hat sie ein weiteres Kapitel Schweizer Handball-Geschichte geschrieben. 


Grosser Jubel der Schweizerinnen nach dem siegreichen Spiel gegen Kroatien.


Headcoach Knut Ove Joa ist nicht gerade für Gefühlausbrüche bekannt. Als jedoch die Schlusssirene ertönt, durfte beim Norweger nach aufwühlenden 60 Minuten die Anspannung der grossen Freude weichen. So huschte auch ein Lachen über sein Gesicht, als er sagte: «Das ist ein unfassbarer Augenblick. Wir haben uns für die Hauptrunde qualifiziert und fahren nach Wien.» Er habe gespürt, dass die Spielerinnen bereit seien. Für diesen Moment hätten sie hart gearbeitet. «Ein Traum wurde wahr.»

 

Dem Druck standgehalten

In dieser finalen Begegnung spielt die Schweizerinnen eine schon fast perfekte erste Hälfte. Es ist wiederum Lea Schüpbach, die den Kroatinnen schnell den Zahn zieht. In der Anfangsphase hält sie sechs der ersten zehn Bälle. Die Deckung arbeitet konsequent und solidarisch. Im Angriff spielt man ruhig und abgeklärt. Dadurch führt die Schweizerinnen zwei Minuten vor der Pause sogar mit neun Toren Differenz (16:7). Auch, weil die 3'826 Zuschauerinnen und Zuschauer von der ersten Sekunde an in der St. Jakobshalle für eine Gänsehautatmosphäre sorgten. «Die Stimmung war unfassbar gut», sagt Mia Emmenegger hinterher. Das Publikum war bereit, ebenfalls seinen Teil zur Sensation beizutragen.

 

Rückraumspielerin Daphne Gautschi im Abschluss.


Kurz vor der Pause und die ersten drei Minuten des zweiten Durchgangs gehören allerdings Kroatien. Plötzlich ist die Neuntore-Führung auf drei Treffern (16:13) zusammengeschrumpft. Mit dem 6:0-Lauf der Frauen vom Balkan ist die Spannung definitiv in der Halle zurück. Doch die Schweiz hält dagegen, macht einfach weiter. «Als die Kroatinnen herankamen, sind wir ruhig geblieben», erklärt Tabea Schmid hinterher. Und Knut Ove Joa streicht heraus, «dass diesmal auch positiv gewesen ist, dass wir nicht unter dem Druck zusammengebrochen sind.» Die Schweizerinnen hatten aus der Partie gegen die Färöer gelernt, als sie eine klare Führung noch fast preisgaben.

 

Starker Rückhalt im Tor: Lea Schüpbach.


Die Halle feiert einen weiteren «Magic Moment»

Natürlich waren die Saves von Lea Schüpbach, sie wurde auch als Best Player ausgezeichnet, enorm wichtig. Sie gaben dem Team vor allem zu Beginn die Sicherheit, die es brauchte. Auch auf Tabea Schmid (6) und Daphne Gautschi (5) war wiederum Verlass. Doch diesmal zeigt noch eine andere Schweizerin viel Klasse und vor allem Kaltschnäuzigkeit. Era Baumann, sie übernahm den Part auf der linken Aussenbahn von Alessia Riner (krank) und spielte mit ihren 17 Jahren so, als ob sie dies auf dem Niveau schon «ewig» machen würde.

 

Die Akademiespielerin war schliesslich mit den Schweizer Treffern 24 und 25 dafür zuständig, dass die kroatische Aufholjagd erfolglos blieb. Kurz danach traf auch Daphne Gautschi ein weiteres Mal. Dann stand die Halle definitiv Kopf und feierte mit den Spielerinnen einen erneuten «Magic Moment».

 

Die Schweiz fährt also nach Wien und trifft dort auf Deutschland, die Niederlande, Norwegen und Slowenien. Dass sie so weit gekommen ist, ist auch der Tatsache geschuldet, dass hier ein Kollektiv am Werk ist. Eine Truppe, die funktioniert und harmoniert. Da wächst ein Gefüge zusammen, das sich diesem Sport verschreibt. Die Spielerinnen haben den Blick stets auf Erfolg gerichtet und wurden letztlich für harte Arbeit belohnt.

 

Nachdem sich die Spielerinnen in der Halle zurecht hatten feiern lassen, wirken sie anschliessend in der «Mixe Zone» zwar müde, aber nur noch happy. «Es ist ein unglaubliches Gefühl», betont Daphne Gautschi immer wieder. Und Era Baumann, Mia Emmenegger oder Tabea Schmid pflichten ihr bei. Sie hätten die Energie, welche die Fans ausstrahlten, auf dem Feld gespürt, erklären sie unisono. «Jetzt müssen wir das Erreichte erst einmal richtig realisieren.» Viel Zeit bleibt ihnen dafür allerdings nicht. Bereits heute geht’s mit dem Flieger in die österreichische Hauptstadt.

 

Was auch immer dort passiert: Eines lässt sich bereits jetzt bilanzieren: Der Schweizer Frauenhandball steckt mitten in einem Entwicklungsprozess, der zu berechtigten Zukunftshoffnungen Anlass gibt. Die Nationalmannschaft hat in Basel bewiesen, dass sie bereit ist, sich kontinuierlich Schritt für Schritt in Richtung Spitze vorzuarbeiten.


TELEGRAMM

 

KROATIEN - SCHWEIZ 22:26 (10:16)

Basel, St. Jakobshalle, 3826 Fans; SR: Carmaux/Mursch (FRA)

 

SCHWEIZ: Schüpbach (9 Paraden), Kuratli, Brütsch; Wick, Kündig (3 Tore), Wolff, Frey (1), Schmid (6), Emmenegger M. (4), Gautschi (5), Baumann (6), Goldmann, Kähr, Bucher, Snedkerud, Bächtiger (1).

 

KROATIEN: Besen (8 Paraden), Kapitanovic; Barisic (5 Tore), Senvald, Posavec S., Milosavljevic (2), Jezic (3), Pavlovic, Brkic, Mamic (2), Vukovic (1), Petika (1), Birtic (5), Prkacin (3), Kragulj, Posavec P.

 

Strafen: 2 mal 2 Minuten gegen die Schweiz und 4 mal 2 Minuten gegen Kroatien.

 

 GRUPPE D, Basel

 

Schweiz - Färöer 28:25

Dänemark - Kroatien 34:26

 

Färöer - Kroatien 17:17

Dänemark - Schweiz 35:30

 

Färöer - Dänemark 24:33

Kroatien - Schweiz 22:26

 

1. Dänemark 3/6

2. Schweiz 3/4

3. Färöer 3/1

4. Kroatien 3/1

 

Dänemark und die Schweiz qualifizieren sich für die Hauptrunde (Wien).

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