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Frauen EURO 2024: Spektakuläre Schweizerinnen und ein neuer Zuschauerrekord

Ohne Respekt und mit viel Tempo und Klasse spielte das Schweizer Frauen Nationalteam gegen Dänemark eines seiner besten Länderspiele überhaupt und begeisterte das Publikum in der Halle und zu Hause vor dem Bildschirmen. Die Schweiz verliert zwar gegen einen der Turnierfavoriten., verkauft sich aber gegen den Olympiadritten grossartig. Jetzt geht es gegen Kroatien mit viel Selbstvertrauen in das «Finale». Das Team ist bereit weiter historisches zu schreiben.


Text: Ernesto Piazza, Foto: Foto Wagner



Tabea Schmid war gegen Dänemark unaufhaltsam.


Gänsehautstimmung in der Basler St. Jakobshalle bereits vor dem Anwurf: Spätestens als die Schweizer Nationalhymne ertönte, war alles bereit für ein nächstes Handballfest. 5'423 Zuschauende, und damit ein erneuter Rekord für ein Frauen-Handball-Länderspiel in der Schweiz, sorgten für eine phänomenale Stimmung. Und die Schweizerinnen lieferten: Gegen Dänemark, das zu den Topnationen dieses Turniers gehört und an den Olympischen Spielen in Paris im letzten Sommer die Bronzemedaille gewann, ging die Partie zwar mit 30:35 (15:19) verloren. Doch das Team von Headcoach Knut Ove Joa kämpfte leidenschaftlich und konnte auch spielerisch immer wieder Akzente setzen. Auf Schweizer Seite war Tabea Schmid mit sieben Treffern erfolgreichste Skorerin, bei den Däninnen traf Emma Friis achtmal.

 

War der Druck gegen die Färöer bei den Schweizerinnen doch zu spüren, weil alles andere als ein Sieg Pflicht war, wollte man sich alle Möglichkeiten für die Qualifikation für die Hauptrunde offenhalten, spielten sie gegen Favorit Dänemark von Beginn weg befreit auf. «Wir wollen diese Partie geniessen, schönen und coolen Handball spielen und das Publikum mitnehmen», sagte Tabea Schmid vor dem Spiel. Und Joa fügte bei: «Wir nehmen die Partie als Gelegenheit, um uns weiterzuentwickeln.» Und so kann man feststellen – die Schweiz hat beide Missionen erfüllt.

 

Kaum ein Leistungsabfall

Gegenüber dem Färöer-Spiel nahm Joa zwei Änderungen im Kader vor. Anstelle von Manuela Brütsch kam Seraina Kuratli neu ins Team, Laurentia Wolff  ersetzte ihre Vereinskollegin Malin Altherr. Und ebenfalls gegenüber der Partie gegen die Färingerinnen begann diesmal auf Rückraum-Mitte Chantal Wick anstelle von Nuria Bucher.

 

Und Joa wechselte mehr durch, als noch beim Startsieg gegen die Färöer. Auch, um dem Tempospiel der Däninnen zu begegnen. So kamen Kerstin Kündig, später Charlotte Kähr, Era Baumann oder Lisa Frey. Auch Tabea Schmid, die erneut zum «best player» gewählt wurde, bekam eine Pause. Nora Snedkerud durfte am Kreis ran, genauso wie Seraina Kuratli im Tor. Hervorzuheben ist ebenfalls, dass bei diesen Wechseln kaum ein Leistungsabfall im Spiel einsetzte. Joa kann mittlerweile auf eine gewisse Kaderbreite bauen. Gleich elf Spielerinnen erzielten mindestens einen Treffer.

 

«Ich bin stolz auf dieses Team»

Nach einem ausgeglichenen Start lagen die Schweizerinnen zwar immer zurück, zeitweise auch mit fünf Treffern. Doch sich machten einfach weiter, getragen von einem phantastischen Publikum. Dieses sei grossartig gewesen, betonte Knut Ove Joa hinterher. «Die Stimmung war schon am Freitag gut, gestern war sie extra gut», fand er nur lobende Worte und wirkte sehr angetan davon, was er gerade in der St. Jakobshalle erlebt hatte. «Ich bin stolz auf dieses Team und ihre Leistung gegen eine Topnation wie es Dänemark ist.» Mit einem Durchschnittsalter von 22,3 Jahren kann diese Truppe ein Versprechen für die Zukunft sein.

 

Zwar liessen die Skandinavierinnen ihre Klasse immer wieder aufblitzen. Vor allem, wenn sie ihr Umschaltspiel demonstrieren konnten oder im Angriff mit viel Tempo und hoher Qualität spielten. Doch die Schweizerinnen liessen sich nicht wirklich abschütteln, machten einfach weiter, versuchten an ihrem Gameplan festzuhalten. Sie trauten sich etwas zu, man spürte das gegenseitige Vertrauen. So steckten sie auch Fehler weg, die zwischenzeitlich zum Beispiel zu einem dänischen 4:0-Lauf (22:19/35. zum 26:19/42.) führten. Die Schweiz kam zurück. Tabea Schmid sagte hinterher: Es sei toll gewesen, wie sie ihr Herz auf die Platte gebracht hätten. «Dieses Spiel fühlt sich an wie ein Sieg.»

 

Ein Blick zurück als gutes Omen?

Wie viel diese Leistung letztlich Wert sein wird, zeigt sich am Dienstagabend, 20.30 Uhr, an gleicher Stätte. Dann geht es im Showdown gegen Kroatien ums Weiterkommen. Ein Punkt würde der Schweiz dafür genügen. Denn die Frauen vom Balkan kamen nach der Acht-Tore-Niederlage zum Auftakt gegen Dänemark (26:34) gestern gegen die Färöer nicht über ein Remis (17:17) hinaus. «Sie sind physisch stark, mit guten Würfen aus der Distanz», beschreibt Nati-Spielerin Schmid den letzten Gruppengegner. «Wir werden aber wieder alles reinwerfen», verspricht sie. Und wenn man ihr so zuhört, ist viel Zuversicht aus ihren Worten zu spüren.

 

Aber natürlich weiss sie auch: Bei Kroatien geht es ums sportliche Überleben. Ein Ausscheiden gegen die Schweiz darf in diesem handballverrückten Land eigentlich nicht sein. Nun: Vielleicht ist ein Blick zurück für die Schweizerinnen ein gutes Omen. An der EM 2022 in Slowenien spielten sie im letzten Gruppenspiel auch gegen Kroatien. Und am Ende holte man beim 26:26 einen Zähler. Damals reichte dieses Ergebnis noch nicht fürs Weiterkommen. Damals war dieser Punkt aber ein historischer, weil der Erste an einer EM für eine Schweizer Frauen-A-Nationalmannschaft. Jetzt wäre er wiederum historisch, weil damit die Reise weitergehen würde. Nach Wien zur Hauptrunde.


 

Frauen EURO 2024

Gruppe D - Vorrunde

Dänemark - Schweiz 35:30 (19:15)

Basel, St. Jakobshalle, 5'423 Fans; SR: Merisi/Pepe (ITA)

SCHWEIZ: Schüpbach (6 Paraden), Kuratli (3); Wick (2 Tore), Kündig (2), Frey (1), Schmid (8), Emmenegger M. (5), Gautschi (4), Baumann (1), Goldmann, Kähr (1), Riner, Bucher, Snedkerud (2), Bächtiger (2), Wolff (2). 

DÄNEMARK: Reinhardt (12 Paraden), Kristensen (5); Aagot (5 Tore), Friis (9), Iversen S. (2), Haugsted (2), Højlund (3), Nielsen (1), Hagesø (4), Hansen (3), Jörgensen (1), Hansen, Jensen Østergaard (2), Jørgensen, Iversen R. (1), Møller (2).

Strafen:  3 mal 2 Minuten gegen die Schweiz und 2 mal 2 Minuten gegen Dänemark.

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