Drei aktuelle Titelträger und der Gastgeber kämpfen in Köln um EM-Gold
Weltmeister, Olympiasieger, Europameister, Gastgeber – mehr geht nicht in einem Halbfinale. Und genau diese Konstellation gibt es bei der Männer-EM in Deutschland. Im ersten Semifinale kommt es am Freitag im vierten Jahr in Folge bei WM und EM zum Duell von Schweden gegen Frankreich, danach ist in Köln Gastgeber Deutschland Aussenseiter im Duell mit Dreifach-Weltmeister Dänemark.
Text: Björn Pazen Bilder: kolektiffimages und Zaunbrecher
Bilder oben: Dika Mem (FRA) und Jim Gottfridsson (SWE). Bilder unten: Andreas Wolff (GER) ud Mikkel Hansen (DEN).
Vor den Halbfinals ist Frankreich die einzige ungeschlagene Mannschaft der EHF EURO 2024. Das einzige Team, das einen Punkt gegen den Olympiasieger gewann, ist weiterhin die Schweiz. In der Hauptrunde in der an jedem Tag mit 19.750 Zuschauern ausverkauften LANXESS arena in Köln gewannen die Franzosen alle Partien; richtige Probleme hatten sie nur mit der Überraschungsmannschaft aus Österreich. «Aber ein Halbfinale ist eine ganz andere Drucksituation», sagt Trainer Guillaume Gille, der als erster Handballer überhaupt Europameister als Spieler und Trainer werden kann. Seine Mannschaft hatte das Halbfinale der WM 2023 in Stockholm gegen Schweden gewonnen, aber die Semifinals der WM 2021 und der EM 2022 jeweils gegen die Skandinavier verloren. Seit 2014 wartet Frankreich auf einen EM-Titel, Schweden wartete 20 Jahre von 2002 bis 2022, bis man bei einer Europameisterschaft zum fünften Mal Gold gewann. Der Franzose Nikola Karabatic träumt bei seiner letzten EM vom vierten Titel, er war an allen bisherigen Erfolgen 2006, 2010 und 2014 beteiligt.
Zum vierten Mal in der EM-Geschichte stehen sich Deutschland und Dänemark in einem Halbfinale gegenüber: 2002 und 2004 gewann die DHB-Auswahl, 2008 setzte sich Dänemark durch. Beide Mannschaften wurde je zweimal Europameister, die Deutschen 2004 und 2016, die Dänen 2008 und 2012. Während Dänemark äusserst souverän durchs Turnier kam – und sich nur im bedeutungslosen letzten Hauptrundenspiel gegen Slowenien eine Niederlage leistete - konnte Deutschland die Fans in der Hauptrunde nur einmal richtig begeistern: beim 35:28 gegen Ungarn. Aber mit der Unterstützung von den Rängen kämpfte man sich zu einem Zittersieg gegen Island und einem Remis gegen Österreich.
Vor dem letzten Hauptrundenspieltag in Köln konnten noch drei Teams den Franzosen ins Halbfinale folgen: Österreich, Ungarn und Deutschland. Als Österreich trotz toller Aufholjagd aber mit 24:26 gegen Island verloren hatte, gefolgt von der Niederlage der Ungarn mit 32:35 gegen Frankreich, stand Deutschland schon vor dem finalen Duell gegen die Kroaten als Halbfinalist fest. Weil man fast 20 Mal am überragenden koratischen Torwart Dominik Kuzmanovic scheiterte, unterlag der Gastgeber deutlich mit 24:30. Es war die erste Niederlage einer deutschen Mannschaft überhaupt in der 15. Partie in der LANXESS arena. «Im Halbfinale werden wir uns anders präsentieren», sagte Rückraumspieler Kai Häfner voraus.
Im ersten Spiel am Freitag kämpfen um 15 Uhr Ungarn und Slowenien um die Plätze 5/6. Die Slowenen hatten durch den Überraschungserfolg gegen Dänemark den Traum der Portugiesen beendet, die zuvor nur Remis gegen die Niederlande gespielt hatte und somit nur Vierter ihrer Gruppe wurden. Mit dem 33:23-Kantersieg gegen Nachbarn Schweden verabschiedeten sich die insgesamt enttäuschenden Norweger aus dem EM-Turnier – und wurden am Ende Neunter hinter Portugal und Österreich.
Der aktuelle Stand in Sachen Olympia 2024:
Weil Frankreich als Gastgeber und Dänemark als Weltmeister direkt für die Olympischen Spiele qualifiziert sind, geht das europäische Ticket für Paris entweder an Deutschland oder Schweden. Jenes Team, das am Ende die bessere Platzierung hat (egal, welche), qualifiziert sich, das andere tritt in einem der Qualifikationsturniere an. Von der WM 2023 haben sich aktuell Spanien, Schweden, Deutschland, Norwegen, Ägypten und Ungarn für diese Turniere im März 2024 qualifiziert. Schweden oder Deutschland fallen heraus, dafür rückt der WM-Neunte Kroatien nach – und wenn am Samstag Ägypten Afrikameister wird, erreicht der WM-Zehnte Slowenien diese Turniere. Bei dieser EM geht es um zwei Tickets für diese Olympiaqualifikationsturniere. Aktuell gehen diese an Slowenien und Portugal – sichern sich die Slowenen die Teilnahme über die Weltmeisterschaft, würde Österreich nachrücken. Die letzten Entscheidungen fallen also erst am Sonntagabend.
Am Samstag werden zudem die europäischen Playoffs für die Weltmeisterschaft 2025 in Norwegen, Dänemark und Kroatien ausgelost. Nach Rang 21 ist die Schweiz im zweiten Lostopf, wird also auf einen starken Gegner treffen. Neben den Gastgebern haben sich Frankreich, Schweden und Deutschland bereits für die WM 2025 qualifiziert.
Das Finalwochenende in Köln:
Freitag, 26. Januar
15 Uhr: Spiel um Platz 5: Slowenien – Ungarn
17.45 Uhr: Halbfinal I: Frankreich -Schweden
20.30 Uhr: Halbfinal II: Dänemark – Deutschland
Sonntag, 28. Januar
15 Uhr: Spiel um Platz 3
17.45 Uhr: Final
Komentar