Der Aufstieg und die Tragödie
Der Schweizer Playoff-Gegner Portugal hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Und musste den Tod von Stammtorhüter Alfredo Quintana verkraften.
Antonio Areia erzielte an der EM 2022 14 Tore. Foto: Uros Hocevar/Kolektiff Images.
Portugal spielte lange im internationalen Handball keine grosse Rolle, war wie die Schweiz in Europa in der zweiten Reihe zu finden. Das änderte sich jedoch in den letzten Jahren, ja, es kann von einem rasanten Aufstieg der Nation aus dem Südwesten Europas gesprochen werden. Sowohl auf Klub- wie auf Nationalteamebene. Im Herbst 2018 trat der FC Porto in der Qualifikation zum damaligen EHF Cup als Aussenseiter gegen den Bundesligisten Magdeburg an. Die Portugiesen setzten sich durch. Und erreichten schliesslich gar das Final-Four-Turnier, belegten am Ende den dritten Platz. Mittlerweile gehört Porto zu den Stammgästen in der Champions League: in dessen Sog haben auch die anderen vom Fussball her bekannten Grossklubs Benfica und Sporting Lissabon in ihre Handballabteilungen investiert; sie weisen ebenfalls international gutes Niveau auf und haben wie die Kadetten Schaffhausen in der laufenden Saison den Achtelfinal in der EHF European League erreicht.
Die Nationalmannschaft qualifizierte sich 2020 erstmals nach 14 Jahren wieder für eine Europameisterschaft. Und startete gleich durch. Die Portugiesen bezwangen Frankreich, Schweden und Ungarn, unterlagen anschliessend im Platzierungsspiel Deutschland nur knapp und belegten Platz 6. Es folgte ein 10. Platz an der WM 2021.
Kurz danach musste der portugiesische Handball jedoch eine Tragödie verkraften. Am 22. Februar 2021 erlitt Alfredo Quintana, unumstrittener Stammtorwart und eines der Gesichter des Aufschwungs, im Training seines Vereins Porto einen Herzinfarkt. Quintana verstarb nur wenige Tage später im Alter von erst 32 Jahren. Der Verein entschied sich danach, die Trikotnummer 1, die der gebürtige Kubaner getragen hatte, nicht mehr zu vergeben,
Auch ohne Quintana schaffte es Portugal, am Olympia-Qualifikationsturnier 2021 erneut Frankreich zu bezwingen und so sich zu Lasten von Kroatien für Tokio zu qualifizieren. Dort lief es dann allerdings nicht mehr so gut, das Team gewann nur eines von fünf Vorrundenspielen und schied damit aus. An der EM 2022 blieben die Portugiesen gänzlich sieglos, schieden nach knappen Niederlagen gegen Island, Ungarn und die Niederlande nach der Vorrunde aus.
Mehrere Spieler kehren zurück
Allerdings fehlten den Südwesteuropäern damals mehrere Leistungsträger, zudem gab es viele corona-bedingte Absenen Mit André Gomes, Alexis Borges, Belone Moreira und Pedro Portela sind vier Akteure für die Playoff-Spiele gegen die Schweiz ins Team zurückgekehrt. Der Schweizer Nationaltrainer Michael Suter betrachtet besonders Gomes, den linken Rückraumspieler vom Bundesligisten Melsungen, als wesentliche Verstärkung. «Über ihn läuft im portugiesischen Spiel sehr viel», sagt Suter,
Weder die Schweiz noch Portugal hatten sich gewünscht, bereits in der ersten Playoff-Runde gegeneinander antreten zu müssen. «Wir müssen uns sehr gut vorbereiten und einige Dinge korrigieren, die bei der letzten EM weniger gut gelaufen sind. Wir haben einige defensive Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen», nennt Nationaltrainer Paulo Pereira auf der Website des portugiesischen Verbandes einen der Punkte, die sein Team verbessern muss.
Die WM-Playoff-Paarungen in der Übersicht. 1. Runde: Israel - Litauen. Griechenland - Bosnien-Herzegowina. Italien - Slowenien. Österreich - Estland. Nordmazedonien - Rumänien. Portugal - Schweiz. - Der Sieger aus Slowakei - Belgien qualifiziert sich direkt für die WM, weil der Zweitrundengegner Russland ausgeschlossen wurde. - Kampflos in der 2. Runde: Finnland (Verzicht Ukraine), Färöer (Ausschluss Belarus).
2. Runde: Österreich/Estland - Island. Finnland - Kroatien. Israel/Litauen - Ungarn. Italien/Slowenien - Serbien. Portugal/Schweiz - Niederlande. Griechenland/Bosnien-Herzegowina - Montenegro. Deutschland - Färöer. Tschechien - Nordmazedonien/Rumänien.
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