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Bereit fürs grosse Abenteuer

Der finale Countdown läuft: Ab morgen Freitag (18 Uhr, live SRF-Sport) betreten die Schweizerinnen sportlich absolutes Neuland. Erstmals an einer EM-Endrunde dabei, heisst der Auftaktgegner Ungarn. Den letzten Schliff holte sich die Mannschaft von Trainer Martin Albertsen an einem Vierländerturnier im spanischen Torrevieja. Dabei trafen sie neben den Gastgeberinnen auf Ägypten sowie Tunesien. Mit zwei Siegen und der Niederlage gegen Spanien resultierte letztlich Rang zwei.


Text: Ernesto Piazza Fotos: Alexander Wagner

Bis am Mittwochmorgen blieb das Team an der Avenida Antonio Quesada 53 im Hotel «La Laguna» in der Nähe der südspanischen Stadt Alicante. Physio, Pool, Eisbad, aber auch weitere Trainingseinheiten standen auf dem Programm. «Hier finden wir tolle Bedingungen vor, uns möglichst optimal auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten», erklärt Ingo Meckes, Chef Leistungssport beim SHV. «Deshalb haben wir uns auch entschieden, unsere Vorbereitung hier zu machen.» Kurz vor der Weiterreise nach Ljubljana, wo die Schweiz ihre Vorrundenpartien gegen Ungarn, Norwegen und Kroatien austragen wird, war auch für Headcoach Martin Albertsen der passende Moment auf das Vierländerturnier zurückzublicken.


Zu viele freie Bälle verworfen

Der Spielplan mit erst Ägypten, dann Tunesien und zum Abschluss Spanien sei gut gewesen, sagt der Däne. Gerade der Vergleich mit Tunesien, das sich ebenfalls als starkes individuelles Team präsentierte und in einem vergleichbaren Aufbau wie die Schweiz sich befindet, wurde klar bezwungen. Und dies auch aufgrund von taktischen Vorteilen. «Da konnte man sehen, dass wir weitergekommen sind», erklärt Albertsen. Zudem klappte das schnelle Umschaltspiel hervorragend, was sich beim Ergebnis mit 41 geworfenen Toren manifestiert.


Spanien sei dann mental eine Herausforderung gewesen, weil dieser Gegner mit viel mehr Power als die beiden andern Teams agierte und sehr agil auftrat. Einen «mega Vorteil» auf spanischer Seite, im Vergleich zu seinem Team, sieht Albertsen darin, «dass deren zweite Reihe genauso gut ist, wie die erste». Da seien sie noch nicht soweit. Dieses Defizit machte sich bei drei Begegnungen innert 72 Stunden umso stärker bemerkbar. Wobei er auch sagt: «Gerade bei 7 gegen 6 bekamen wir bei jedem Angriff eine Topchance.» Mit dem Manko allerdings, dass noch zu viele freien Bälle verworfen wurden - auch im Spiel 6 gegen 6.


«Diese Quote zu verbessern, ist die ganz grosse Challenge. Das ist eine mega Aufgabe», weiss der Headcoach. Trotzdem ist für ihn klar: «Diese Waffe nehmen wir mit.» Darauf lag auch immer wieder ein Trainingsschwerpunkt. Dazu gehört ebenfalls, die «schnelle Mitte» zu forcieren. Da sagt der Däne sogar: «Von dem was ich bisher gesehen habe, spielen wir sie am besten, auf einem extrem hohen Niveau. Da haben wir eine Signatur, die wir an diese EM mitbringen.»


Torhüterinnen kommt Schlüsselrolle zu

Ganz generell kann man feststellen, dass die Topteams im Frauenhandball weiter an Tempo, an Dynamik zugelegt haben. «Wir müssen uns auch mental darauf einstellen, dass die Gegner dadurch mehr Tore werfen als bisher üblich und wir dann noch mehr Treffer erzielen müssen, um ein Spiel zu gewinnen», so Albertsen. Daher ist davon auszugehen, dass wir vor einer EM stehen, die höhere Ergebnisse als in der Vergangenheit bringen wird.


Wenn die Schweiz gegen die klar zu favorisierenden Nationen Ungarn, Norwegen oder Kroatien eine Chance haben will, muss die Abwehr stehen, kommt speziell den Torhüterinnen eine Schlüsselrolle zu. Und da setzt Albertsen primär auf Lea Schüpbach. «Wenn wir uns eine Sensation – und das wäre ein Sieg an dieser EURO - erhoffen wollen, muss Lea ein gutes Turnier spielen.»


Ein bisschen Nervosität – ein positives Kribbeln

Ein wichtiger Part wird ebenfalls Kerstin Kündig zukommen. Für die Denkerin und Lenkerin des Schweizer Spiels waren die drei Begegnungen ein guter und wichtiger Test. «Diese Partien haben uns wieder einen Schritt weitergebracht.» Speziell das Spanien-Spiel hat aber aufgezeigt, was die Truppe in Slowenien erwarten wird. Und die drei Begegnungen innert drei Tagen, und erst noch mit den Ibererinnen zum Schluss, war nochmals ein wichtiger Härtetest. «Bei diesen Spielen haben wir den Feinschliff geholt», ist die 29-jährige Spielgestalterin, die auf diese Saison hin vom deutschen Bundesligisten Thüringen HC zum dänischen Spitzenverein Viborg HK wechselte, überzeugt.


«Wir sind auf einem guten Weg», strahlt Kerstin Kündig jedenfalls viel Zuversicht aus. Zuversicht, die sie mitunter an der Art und Weise festmacht, wie das Team gegen Ägypten und Tunesien auftrat. «Da spielten wir über weite Strecken überragend.» Entsprechend gross ist bei ihr die Vorfreude auf diese EURO. Und langsam spürt auch die international Erfahrene ein bisschen Nervosität, ein positives Kribbeln. Sie geht davon aus, dass Norwegen der stärkste Gruppengegner sein wird. «Wir fokussieren uns jedoch auf unser Potenzial, wollen dieses abrufen. Dann sehen wir, was möglich ist.»

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